Montag, 3. August 2015

Das Monster, das sich früher nennt

Das Monster, das sich früher nennt,
An dessen Krallen Herz verbrennt,
Hat wieder in mir Platz genommen
Und lässt mich jetzt nicht mehr entkommen.

Es frisst das Hirn, wohl Schicht für Schicht.
Sein großes Ziel? Ich kenn es nicht.
Vielleicht tut es nur seine Pflicht.
Vielleicht will es zerstören, schlicht.

Man fragte nie nach dem woher,
Man fragte dauernd nach wohin.
Schon klar, denn das woher ist schwer,
Doch gibt es dem wohin den Sinn.

Vielleicht wär heute alles besser,
Hätts damals nicht so weh getan.
Doch ich packte den Schmerz in Fässer
Und fing haltlos von vorne an.

Doch meine Fässer schwappen über
Mit jedem altbekannten Wort.
Mit jedem Satz wird Zukunft trüber,
Mit jeder Welle will ich fort.

Die Zeit soll alle Wunden heilen,
Nur davon spür ich nichts im hier.
Kann noch so sehr die Narben feilen,
Verlier mich dennoch oft in mir.

Fällt viel zu schwer sich selbst zu lieben,
Wenn man gelernt hat sich zu hassen.
So viel hab ich davon geschrieben,
Will einmal nur mir selber passen.

Das Monster, das sich früher nennt,
Das außer mir so keiner kennt,
Hat mich in seinen Arm genommen
Und lässt mich jetzt nicht mehr entkommen.

Mittwoch, 22. April 2015

DDR

Vor gar nicht all zu langer Zeit,
von diesem Ort hier gar nicht weit,
versanken tausende in Trauer.
Der Grund dafür war eine Mauer.
Sie trennte eine Stadt, ein Land.
Wieso wurde schon bald bekannt:
Faschisten kommen aus dem Westen!
Sie wolln die DDR verpesten!
Und die will Frieden ganz allein.
Doch Frieden muss bewaffnet sein!
Nach freien und gerechten Wahlen,
gewann die SED nach Zahlen.
Herr Ulbricht ließ lauthals berichten:
"Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!"
und schon legte man rege los.
Die Sicherheit wurd nun sehr groß:
man kam kaum rein und gar nicht raus.
Getrennt Familie, Freunde, Haus.
Und bald begann die schönste Zeit.
Als Paar lebte man nicht zu zweit,
alleine war der Einzle nicht,
die Stasi tat ja ihre Pflicht!
Die Akten gaben sehr viel her:
Fand Karl das Rechnen mal zu schwer,
wollt Hilde ihre Blumen pflanzen,
ging Ottfried gerne dienstags tanzen,
war Bertas Ehe voll erfüllt-
egal was war, es wurd enthüllt.
Und gab es bei den Müllers Schnitzel,
dann wusste das der nächste Spitzel.
Der Stasi war jeder willkommen,
die liebsten Menschen eingenommen.
Egal ob Opa, Schwester, Tante,
ob Nachbarn oder lang Bekannte,
ein Jeder durfte mitarbeiten,
der SED Freude bereiten.
Hier spürt man klar Demokratie,
und hoffentlich die Ironie.

Wenn wir es einmal ernst betrachten,
war dieser Staat nur zu verachten.
Ging man zur Kirche manches Mal,
wurd Leben schnellstens ganz zur Qual.
Wer glaubt denn noch, dass es Gott gibt,
wenn man den Sozialismus liebt?
Dem musste man ein Ende setzen.
So flogen häufiger die Fetzen.
Für Christen gabs kein gutes Morgen,
so lebten viele schwer in Sorgen.
Es wurde stetig kontrolliert,
wer schlecht vertuschte, der verliert.
Die FDJ wurd fast schon Pflicht,
am Rande stehn wollte man nicht,
und so lernte das kleinste Kind,
wie toll die Sozialisten sind.
Die Arbeit war ihr ganzes Leben,
es ging darum, dem Staat zu geben,
und alles war für Jeden da.
So war Gerechtigkeit bald nah.
Nur diese konnt das Volk nicht spüren!
Vom Freiheitstraum ließ es sich führen.
Man wollte mal sein Land verlassen,
wollt alt bekannte Hände fassen,
wollt wählen, wie es sich gehört,
wollt niemand, der verborgen stört,
wollt frei die Meinungen vertreten,
wollt frei zu Gott im Himmel beten,
wollt ein Volk mit dem Westen sein.
Und man begann sich zu befrein.
"Wir sind das Volk!" wurd demonstriert,
mit Lichtern stundenlang marschiert,
im Frieden am Ziel festgehalten.
So blieb in Deutschland nichts beim Alten.

Die Mauer ist zum Glück gefallen,
noch heute hört man Freude hallen.
Die DDR hat sich befreit,
man denkt noch immer an die Zeit,
ist froh, dass sie vorüber ist.
Damit man trotzdem nicht vergisst,
wies damals für die Menschen war,
sprechen wir heute noch mal klar.
Es war die Zeit der Eisenketten,
der unsichtbaren Stasikletten,
die Zeit der falschen Staatsgewalt.
Wer floh, der wurde abgeknallt,
wer schwieg, der wurde eingesperrt,
das Leben völlig sinnentleert.
Wer redete, bekam aufs Maul -
all das erzählte Albrecht Kaul. 

Freitag, 20. März 2015

Dein Gesicht wird mein Gedicht 2.0 - Mara

Das Lied beginnt, die Welt geht aus,
vorbei scheint, was grad war.
Der Blick schwebt aus dem Fenster raus,
verschleiert, und doch klar
erkennbar sind die Halbtonlichter,
die großen ganzen Halbgesichter
mit halbem Klang und ganzem Sinn,
sie tanzen so vor sich dahin
und klingen weiter,
meistens heiter,
erklimmen Ton für Ton die Leiter,
der Bass, ihr dunkler Wegbereiter,
gibt taktvoll dumpf den Rhytmus an,
den Herzschlag ziehts in seinen Bann,
der Atem stockt folgt ihm dann
so schnell und rhytmisch wie er kann.
Die Noten, tanzende Gestalten,
die sich sonst gegenseitig halten,
vergessen kurz sich zu verwalten
und springen viel zu hoch umher,
verbrennen sich am tiefen Meer,
verklingen sterbend schreiend schwer
und trinken volle Töne leer.

Das Lied verstummt, vom Wind verweht.
Die Welt ist da, und sie versteht
nichts, was sie hier draußen sieht
und flüchtet sich ins nächste Lied. 







Donnerstag, 29. Januar 2015

Du und ich

Wir stecken hier fest.
Zwischen gestern und heute
Stehen Mauern. Der Rest
Deines Lebens als Beute.

Du Beute der Masse.
Ich der Gegenwind,
Weil ich Massen so hasse.
Doch Wind macht halt blind.

Du hast blind gehört,
Und das alles geglaubt.
Der Gedanke verstört,
Hat mich ausgeraubt.

In schwarz lag die Welt,
Die du dir bunt machtest,
Damit sie dich hält.
Find schlimm, wie du dachtest.

Du warst so allein,
wolltest leben wie alle.
Doch auch anders sein.
Heut kenn ich die Falle. 

Du musstest dich hassen.
Ich hasse dich auch.
Warst von allen verlassen.
Machst mir Schmerzen im Bauch.

Ich will ohne dich leben.
Du wirst niemals ganz gehen.
Hätt es dich nie gegeben
Würd ich anders heut stehen.

Ich bin du, du bist ich.
Du warst einmal, ich bin.
Wann, Kind, verlässt du mich?
Ich hoffe, du kriegst es hin.

Wir stecken hier fest.
Du gestern, ich heute.
Du bist nur der Rest.
Ich bin nicht mehr die Beute.

Sonntag, 2. November 2014

Zeit

Und Jeder sagt "Nein, keine Zeit."
und nimmt die Beine in die Hand.
Die Zeit ist rarr, das Ziel noch weit,
so weit weg wie Verstand.

Und Benny sagt "Komm spiel mit mir!"
doch Papa ist in Eile.
"Mein Sohn, es ist schon kurz vor vier!"
Die Uhr stoppt keine Weile.

Und Mancher träumt mit Schleierblick
"Ach, wär der Tag doch länger."
Er hängt am Zeiger und der Strick
zieht sich minütig enger.

Nun gut, die Zeit ist schnell, sie rennt,
stets gleich, sie hört nicht auf.
Selbst wenn man jede Uhr verbrennt,
sie nimmt blind ihren Lauf.

Doch bleiben uns doch Tag für Tag
ganz freie vierundzwanzig Stunden.
Man kann sie füllen wie man mag,
es fehlt nicht an Sekunden.
Es fehlt daran, die Zeit zu leben,
denn, ja, sie tickt von ganz allein.
Mehr Zeit kann uns hier niemand geben,
drum nutze sie zum Glücklich-sein.

Donnerstag, 11. September 2014

Von oben ist alles bedeutungslos klein,
ganz einfach und irgendwie sehr allgemein.
Warum nur reimen die  Dichter auf Herzen
meist doch nur die qualvollen Liebesschmerzen?
Hier unten herrscht Chaos, wohin man auch geht,
weil Jeder auf fallenden Standpunkten steht.
Mit geschlossenen Augen sieht es sich schlecht.
Fast Jeder denkt noch, das alles sei echt
und die Sänger singen von ihrem Gesang.
Die Maulwürfe stecken im finstersten Gang,
das Hochhaus wird vor den Wolken zerfallen,
wo die Hilferufe im Staube verhallen.
Ein Lama spuckt in das falsche Gesicht
und man schwimmt mit dem Strom, tut halt seine Pflicht.
Das alles nennt sich dann ganz allgemein
das tragisch erfolgreiche Unglücklich-sein.

Donnerstag, 28. August 2014

Chaos

Abendstunden, träge ziehend,
lasten schwer auf Seelenruh.
Lüfte, vor dem Winde fliehend,
ziehen ihren Vorhang zu.

Dunkle Stunden in der Stille
sind so schreiend, kreischend laut,
werden Jahre in der Fülle,
Freudenstrahlen halb verbaut.

Zweifelnd zwischen Kisten liegend,
sich selbst hassend, nicht die Welt,
ein Gedanke, bald verfliegend,
der kurz fallend aufrecht hält.

Schüttelnd schüttelt Schüttelfrost
Bäume, Meere, Berge, Herz.
Lippen stumm, so starr vor Rost,
lachend schreiend laut vor Schmerz.

Worte rennen wild umher,
suchen, finden nie zum Mund.
All die Nächte wiegen schwer
und niemand kennt den wahren Grund.